Umwandlung von Industriegebieten in Drehscheiben für die Kreislaufwirtschaft

18. Dezember 2023 von Jürgen Ritzek
Umwandlung von Industriegebieten in Drehscheiben für die Kreislaufwirtschaft

Zusammenfassung

Das Horizon-Europe Innovation Action Projekt mit dem Titel "Sustainable Circular Economy Transition: from Industrial Symbiosis to Hubs for Circularity (IS2H4C)" ist eine transformative Initiative unter der Leitung des Teams von Devrim Murat Yazan von der Universität Twente. Mit einer beträchtlichen Finanzierung von 20 Millionen Euro durch die Europäische Kommission, wodurch sich die Gesamtkosten auf 23,5 Millionen Euro erhöhen, umfasst dieses Projekt die Zusammenarbeit von 35 Partnern zur Umsetzung nachhaltiger regionaler Entwicklungsmodelle in vier wichtigen europäischen Zentren in den Niederlanden, Spanien, Deutschland und der Türkei. Das Hauptziel besteht darin, durch die strategische Förderung industrieller Symbiosen und den Einsatz systemischer symbiotischer Partnerschaften zwischen Industrien, die sich innovative Technologien wie Kohlenstoffabscheidung und Elektrolyse zunutze machen, nahezu emissionsfreie Regionen zu schaffen.

 

Der Ansatz von IS2H4C sieht vor, dass verschiedene Branchen zusammenarbeiten, um die Vision der EU von einer digital gesteuerten, klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft zu verwirklichen. Die Produktion von grünem Wasserstoff und Öko-Methanol, die Wiederverwendung von Kohlendioxid und die Verbesserung der Ressourceneffizienz gehören zu den Kernstrategien, die innerhalb des vierjährigen Projektzeitraums ab 2024 verfolgt werden sollen. Dieses Projekt steht im Einklang mit dem europäischen Green Deal und dem Fit-for-55-Paket und soll neue Maßstäbe für die Kreislaufwirtschaft setzen und gleichzeitig eine Symbiose zwischen Industrie, Stadt und Land fördern. IS2H4C umfasst auch die Integration neuartiger Finanzmodelle und sozialer Innovationsansätze, um den Markt für Kreislaufwirtschaft durch öffentliche und private Investitionen zu stärken.

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Umwandlung von Industriegebieten in Drehscheiben für die Kreislaufwirtschaft

Das Forschungsteam für nachhaltige Kreislaufwirtschaft der Universität Twente unter der Leitung von Devrim Murat Yazan steht an der Spitze des innovativen Horizon-Europe Innovation Action Projekts mit dem Titel "Sustainable Circular Economy Transition: from Industrial Symbiosis to Hubs for Circularity (IS2H4C)". Das Konsortium, das aus 35 Partnern aus verschiedenen Ländern besteht, wird sein innovatives Modell in vier wichtigen Hubs in ganz Europa umsetzen: Hub Twente in den Niederlanden, Basque Hub in Nordspanien, Industriepark Höchst in Deutschland und Izmir-Manisa Hub in der Türkei. Die Europäische Kommission hat für diese transformative Initiative einen beträchtlichen Betrag von 20 Millionen Euro bereitgestellt, womit sich das Gesamtbudget auf 23,5 Millionen Euro beläuft.

 

Die Europäische Union möchte die erste digital geführte, klimaneutrale und nachhaltige Wirtschaft sein. Um dies zu erreichen, müssen verschiedene Branchen zusammenarbeiten: die "industrielle Symbiose". Daher konzentriert sich dieses Projekt auf die Einführung einer systemischen industriellen Symbiose durch innovative Technologien wie Kohlenstoffabscheidung und Elektrolyse. Die Initiative wird von der Vision der Ressourceneffizienz, der Erzeugung erneuerbarer Energien, der Abfallvermeidung und der Förderung der Symbiose von Industrie, Stadt und Land getragen.

 

"IS2H4C ist nicht nur ein Projekt, sondern eine Bewegung und ein systemischer Wandel hin zu einer nachhaltigen und kreislauforientierten Zukunft. Unsere Zusammenarbeit zwischen den europäischen Partnern ist ein Beweis dafür, was wir erreichen können, wenn wir Innovation und Umweltbewusstsein in verschiedenen geografischen Kontexten in Einklang bringen und 'Hightech mit menschlicher Note' erreichen", sagt Projektkoordinator Yazan.

 

Kreislaufwirtschaft

Ziel des Projekts ist es, einen neuen Standard für nachhaltige regionale Entwicklungsmodelle zu setzen und den Weg für eine sauberere und grünere Zukunft zu ebnen. Seine Umsetzung wird einen tiefgreifenden Einfluss auf industrielle Praktiken, das gesellschaftliche Wohlergehen und die ökologische Nachhaltigkeit haben, was es zu einer wegweisenden Initiative auf dem Weg Europas zu einer Kreislaufwirtschaft macht. IS2H4C erleichtert auch die Marktdurchdringung von Kreislaufwirtschaftszentren durch neuartige Finanzierungsmodelle und soziale Innovationsansätze, die öffentliche und private Investitionen freisetzen.

 

Vier Jahre lang wird IS2H4C sein innovatives Modell in vier wichtigen Hubs in Europa umsetzen: Hub Twente in den Niederlanden (in Zusammenarbeit mit H2 Hub Twente und UT), Basque Hub in Nordspanien, Industriepark Höchst in Deutschland und Izmir-Manisa Hub in der Türkei.

 

Drehkreuz Twente

In der Region Twente gibt es ein kleines Wasserstoffzentrum, das aus etwa 20 Unternehmen der Prozessindustrie besteht, die mit dem nahe gelegenen Dorf Aadorp verbunden sind. Dieses Dorf soll sich zu einem positiven Energiebezirk entwickeln, indem es von Erdgas und fossilem Strom unabhängig wird. Zu den geplanten Synergien gehört die Produktion von grünem Wasserstoffgas durch Elektrolyse auf der Grundlage von Sonnen- und Windenergie in fünf Häusern in Aadorp.

Dieses Wasserstoffgas wird über bestehende Erdgasleitungen und noch zu errichtende Wasserstoffgasleitungen transportiert. Der Wasserstoff wird auch in einem Krematorium in Twente verwendet werden und Erdgas ersetzen. Eine nahegelegene Abwasseraufbereitungsanlage wird das bei der Elektrolyse ebenfalls entstehende Sauerstoffgas zur Wasserreinigung nutzen. Das aufbereitete Wasser kann dann für die Elektrolyse verwendet werden, womit sich der Kreis schließt.

 

Baskisches Drehkreuz

Das baskische Zentrum umfasst die Ölraffinerie, die Stahlindustrie, die Zellstoff- und Papierindustrie, die Kalkindustrie und die öffentliche Kläranlage im hochindustrialisierten Gebiet des Baskenlandes. Die geplante Zusammenarbeit umfasst mehrere Schlüsselstrategien: erstens die Nutzung von Sauerstoff und Wasserstoff in der Stahlindustrie, möglicherweise aus der Elektrolyse im Ölraffineriesektor. Zweitens und drittens die Abscheidung von Kohlendioxid aus der Kalkindustrie und dessen Verwendung zur Herstellung von Methan oder in Zukunft zur Erzeugung synthetischer Kraftstoffe im Erdölsektor. Schließlich ist geplant, das abgeschiedene Kohlendioxid aus der Kalkindustrie zu nutzen, um aus Stahlabfällen Baustoffe für die Zementindustrie herzustellen. Diese Pläne zielen darauf ab, Ressourcen sinnvoll zu nutzen und die Nachhaltigkeit in verschiedenen Branchen zu fördern.

 

Türkisches Drehkreuz

In der Region Izmir-Manisa sind Unternehmen der Öl- und Gasindustrie sowie der Haushaltsgeräteindustrie angesiedelt, und zwar in der Nähe eines industrialisierten Hafengebiets an der Ägäisküste. Die geplante Zusammenarbeit umfasst mehrere wichtige Schritte: erstens die Herstellung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse unter Verwendung erneuerbarer Energien und zweitens die Abscheidung von Kohlendioxid aus der Ölraffination mit einer Technologie, die als Adsorption von Kohlenstoff bezeichnet wird. Dieser grüne Wasserstoff und das abgeschiedene Kohlendioxid werden dann zur Herstellung von Öko-Methanol verwendet. Das abgeschiedene Kohlendioxid wird erneut verwendet, dieses Mal zur Herstellung von isocyanatfreiem Polyurethan, einer umweltfreundlicheren Alternative zu herkömmlichem Polyurethan. Dieses isocyanatfreie Polyurethan wird dann bei der Herstellung von Kühlschränken verwendet und trägt so zu umweltfreundlicheren Herstellungsverfahren bei. Diese geplanten Maßnahmen zielen auf eine bessere Nutzung der Ressourcen und die Förderung umweltfreundlicherer Praktiken in verschiedenen Branchen ab.

 

Deutsches Zentrum

Der Industriepark Höchst umfasst die chemische und pharmazeutische Industrie in Frankfurt am Main. Die geplanten Kooperationen umfassen zwei Hauptschritte: erstens die Abscheidung von Kohlendioxid, z. B. aus Müllverbrennungsanlagen, und zweitens die Nutzung von Wasserstoff, der aus der bestehenden Elektrolyse gewonnen wird. Sowohl das abgeschiedene Kohlendioxid als auch der Wasserstoff werden dann zur Herstellung von chemischen Rohstoffen, z. B. Öko-Methanol, verwendet. Dieses Öko-Methanol dient als umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichem Methanol und ist für die Verwendung in der chemischen und pharmazeutischen Industrie bestimmt. Das Ziel dieser geplanten Maßnahmen ist die Förderung nachhaltigerer Praktiken durch die Wiederverwendung industrieller Nebenprodukte für die Herstellung wichtiger Chemikalien in diesen Branchen.

 

Weitere Informationen

IS2H4C, ein von der Europäischen Kommission mit einem Gesamtbudget von 23,5 Millionen Euro finanziertes vierjähriges Großprojekt, zielt darauf ab, Industriegebiete in Hubs für Kreislaufwirtschaft (H4C) für Regionen mit nahezu Null Emissionen umzuwandeln. Das Projekt, das auf den europäischen Green Deal und das Fit-for-55-Paket abgestimmt ist, soll das größte EU-Projekt werden, das bei UT durchgeführt wird und an dem 35 Partner aus neun Ländern beteiligt sind. Das Projekt wird Anfang 2024 an den Start gehen.

 

Weitere Informationen über EEIP und seine Beteiligung an Projekten zur industriellen Symbiose und Kreislaufwirtschaft

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